Kaum ist der eine Commodore-Markenrechte-Verwerter pleite, steht der nächste mit Produkten vor der Tür, bei denen man sich von vornherein fragt: Wer pumpt eigentlich Geld in solche Geschäftsideen? Gut, Commodore International, ein Unternehmen aus Holland, das als letztes Produkte mit der bekannten Marke an die User zu bringen versuchte, legte sich ziemlich ins Zeug: So versuchte man keinen geringeren als den Markführer für MP3-Player und digitale Musikdownloads – Apple – mit für Commodore-Fans wohlklingend benannten MP3-Playern, Settop-Boxen und einem eigenen Musik-Download-Angebot anzugreifen (wir berichteten). Weiterhin verkaufte man unter dem Label Commodore Gaming Spiele-PCs, die vom Kunden mittels eines speziellen Druckverfahrens rundum selbst gestaltet werden konnten. Doch vergebens, 2009 kam das Aus. Lediglich die Submarke Commodore Gaming schlägt sich mit der Vermarktung von C64-Spielelizenzen durch und bringt zusammen mit anderen Firmen C64-Klassiker beispielsweise auf Wii und iPhone. Die Produktion der Gaming-PCs wurde eingestellt. Hervorgegangen war die Firma und einige ihrer Produkte aus einer Tochter von Tulip Computers NV (ebenfalls ein holländisches Unternehmen) die bis 2004 die Rechte an der Marke als Commodore International BV hielt, diese dann aber an Yeahronimo Media Ventures verkaufte, welche sich anschließend in Commodore International Corporation umbenannten und auch Commodore Gaming hervorbrachten.

Und nun ist es mal wieder soweit. Unter dem Label Commodore USA soll ab Juni 2010 ein All-in-one-Tastaturrechner herrausgebracht werden, dessen Äußeres schwach an einen C64 erinnert und großmundig als dessen Nachfolger angepriesen wird.
Update: Es handelt sich dabei lediglich um einen von Cybernetman entwickelten und bereits seit Mitte 2009 angebotenen Rechner, der lediglich das Commodore-Label aufgeklebt bekommen soll.

C64-PC von Commodore USA
C64-PC von Commodore USA

Mögliche Konfigurationen des neuen Rechners, der als Barebone ausgeliefert werden soll:

  • 2 bis 4 GB RAM
  • Intel-Core2-Quad-Prozessor mit bis zu 3 GHz
  • Festplatten bis zu 2 TB
  • Gigabit-Ethernet
  • Realtek-AL888-Soundkarte
  • 4 USB-Ports
  • Mini PCI
  • Mini PCI-e
  • DVD-Laufwerk
  • Vierfach-Kartenleser
  • DVI
  • 2 RS-232 Serial-Ports
  • PS/2-Anschlusse für Maus und Keyboard

Spätestens bei dem Foto des Rechners wird der Eine oder Andere stutzig: Das kommt einem doch irgendwie bekannt vor. Eben solche Rechner wurden in verschiedenen Ausführungen bereits auf der CeBit 2007 vorgestellt.

Tastaturrechner auf der CeBit 2007
Tastaturrechner auf der CeBit 2007

Tastaturrechner auf der CeBit 2007

Außerdem gab es einen solchen Versuch bereits 1998 von der belgischen Firma Web Computers International, die einen C64-PC namens C64 Web.it heraus brachte. Dabei handelte es sich um einen bereits zum Zeitpunkt der Veröffentlichung gnadenlos veralteten PC mit einem 66 MHz-AMD-486-Prozessor, einem modifizierten Windows 3.1, einem vorinstallierten C64-Emulator und einem ebenfalls nicht mehr aktuellen Netscape Navigator. Letzteres war gar sein Hauptproblem, da der Rechner hauptsächlich als Internet-Computer vermarktet wurde. Der vorinstallierte CCS64-Emulator war sehr instabil und konnte auf Grund der mangelhaften Systemleistung nur eine unbefriedigende Emulation ermöglichen.

Commodore 64 Web.it
Commodore 64 Web.it

Commodore 64 Web.it

Lediglich der von Jeri Ellsworth auf Basis des C-One entwickelte C64-Joystick C64 DTV hatte Erfolg am Markt und verkaufte sich in mehreren Auflagen. Das lag wohl an dem völlig anderem Konzept, das versuchte, einfach nur ein C64 zu sein. Eben minimiert in einem Joystick.

Von RETRO

5 Gedanken zu „Neuer C64-Nachfolger im PC-Gewand – mal wieder [Update]“
  1. Ich denke es braucht noch 6,4 Jahre, dann sollte es einen neuen Commodore 64 geben, der diese Bezeichnung verdienen sollte. Der hat dann: 64 GB RAM, 64 TB Festplatte, 64-Kern 64-Bit Prozessor mit 6,4 GHz, zusammen in einer Tastatur (Brotkastenform :-) ) mit 64 Tasten.
    Warten wir es ab :-)

  2. Der Erfolg des DTV lag (liegt) aber auch nicht zuletzt daran, dass man mit sehr wenigen technischen Kentnissen einen vollwertigen C64 draus machen kann. Inkl Diskettenlauferk SD2IEC, externer Tastatur, 2 Joystickports usw.. gibts ja die geilsten Mods für das Teil :D
    Der Minimig ist auch nicht zu verachten. Sollten viel mehr Systeme in sonen modable Joystick bauen, wie wärs mit CPC und Atari ST ? *g*

  3. Diese Leichenfledderei ist widerlich. Commodore ist in den frühen Neunzigern bankrott gegangen. Die Markenrechte sind jetzt über Umwegen bei einem PC-Hersteller gelandet, der sich ohne unternehmensgeschichtliche Wurzeln auf den C64 beruft. Warum sollte irgendjemand, der sich für die 8-Bitter von Commodore begeistert, einen PC kaufen, nur weil der denselben Markennamen trägt, sonst aber genauso gesichtslos ist wie jeder andere PC?

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