Auch immer eine Session wert: Sim City. Seit 2006 bekanntermaßen kostenlos online bei EA spielbar und immer mal wieder einen Artikel wert. Diesmal widmet sich gamecaptain.de dem Klassiker und kommt folgerichtig zu dem einzig wahren Ergebnis: Mit diesem Spiel hat Maxis/Electronic Arts Computerspielgeschichte geschrieben. Und lange Winterabende (wie zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses der RETRO-Ausgabe #15) boten sich ja förmlich an für langfristige Simulationen wie Sim City. [LINK>499]

Die 500. Newsmeldung (der Printausgabe) wird schließlich der nachdenkliche Abschluß dieses Pressespiegels: Sind wir, die Generation C64, nun echte Trendsetter oder nicht? Sind wir avantgardistische Digitalkulturvorreiter oder nur eine überbewertete nerdische Minderheit? Wie wird unser digitales Leben wahrgenommen: als Vorbild oder als Abschreckung? Marin Majica von der Frankfurter Rundschau sieht anhand der aktuellen Technikentwicklungen einen Generationenkonflikt aufkeimen:

„Jene, die mit Basic auf dem C64, Microsofts Windows und später offener Software zum Selberschreiben sozialisiert wurden, sehen sich umstellt von Älteren und Jüngeren, die sich ihr Betriebssystem vielleicht gar nicht mehr selbst zusammenbasteln wollen.“

Konkreter Auslöser dieser Befürchtung ist Apples iPad, welches sich einer offenen Gestaltung, wie wir sie kennen und lieben, verweigert:

„Es soll eine Multimedia-Entertainment-Plattform sein, die einfach zu bedienen ist und deren Inhalte aus dem geschlossenen Apple-Ökosystem geladen werden, die Programme aus dem App Store – gegen Bezahlung und unter der Kontrolle von Apple.“

Das war zwar beim iPhone bisher auch schon so, aber die Reichweite, die das iPad nach Vorstellung von Apple erreichen soll, kann einen da tatsächlich nachdenklich stimmen. Sollte diese Entwicklung wirklich ein Trend werden, könnte eine der wichtigsten Ideen – die Offenheit digitaler Systeme – in Gefahr sein. Die Aufgabe der Generation C64 kann nur sein, hier gegenzuwirken, sonst wäre sie wohl tatsächlich auf dem Weg zu einer Randnotiz in der an spektakulären Ereignissen nicht gerade armen Computergeschichte. [LINK>500]

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Von Stephan Humer

Mitbegründer und -herausgeber von Magazin und Website. Und das, ohne das Label „Generation C64″ wie eine Monstranz vor sich her zu tragen. Mag es, über die Grenzen der Chips hinauszuschauen.

3 Gedanken zu „Pressespiegel (15/2)“
  1. Naja, wie ich schon zu einem anderen Artikel schrieb: Nur, weil es mehr Leute gibt, die Computer benutzen, aber sich eigentlich nicht für Computer interessieren, heisst das ja nicht automatisch, daß es weniger Leute gibt, die sich wirklich für Computer interessieren.

    Das Problem für die „alten Hasen“ besteht in erster Linie darin, daß die Hardware Anbieter nun in der breiten Masse die attraktiveren (weil zahlreicheren) Abnehmer sieht und die Ansprüche der alten Hasen daher keine Rolle mehr spielen. Das führt in der Tat zu weniger offenen Systemen.

    Nach meiner Erfahrung kann man da leider nur wenig gegensteuern. Mir ist schon häufiger aufgefallen, das Leute bei Unterhaltungselektronik usw nur ungern Experten im Freundeskreis um Rat fragen. Da werden LCD Fernseher und digitale Videorekorder gekauft, bei denen ich nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen kann, usw. Um Rat gefragt wird man nur, wenn der Laptop nicht mehr bootet…

  2. „Naja, wie ich schon zu einem anderen Artikel schrieb: Nur, weil es mehr Leute gibt, die Computer benutzen, aber sich eigentlich nicht für Computer interessieren, heisst das ja nicht automatisch, daß es weniger Leute gibt, die sich wirklich für Computer interessieren.“

    Selbstverständlich heißt es das. Vielleicht nicht in absoluten Zahlen. Aber in der Relation.

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