Der Computerpionier und Gründer der legendären Firma Commodore, Jack Tramiel, ist nach Angaben u.a. von Forbes (unter Berufung auf Tramiels Familie) am 8. April im Alter von 83 Jahren gestorben.

Tramiel wurde 1928 unter dem Namen Jacek Trzmiel (bzw. Idek Tramielski) in Łódź, Polen, als Sohn jüdischer Eltern geboren. Er verlor beide Eltern während des 2. Weltkriegs, seine Mutter in KZ Auschwitz und seinen Vater im KZ-Außenlager Hannover-Ahlem. Nachdem er dort 1945 befreit wurde, emigrierte er 1947 in die USA und nahm den Namen Jack Tramiel an.

1953 gründete er Commodore Portable Typewriter, ein Geschäft zur Reparatur von Schreibmaschinen. Um Schreibmaschinen einer tschechoslowakischen Firma nach Nordamerika importieren und dort verkaufen zu können, verlagerte er auf Grund der Rechtslage seine Firma nach Toronto in Kanada, und benannte sie in Commodore Business Machines um.

Nachdem Commodore im Bereich der Schreibmaschinen und später mechanischer Rechenmaschinen von japanischen Unternehmen dank niedrigerer Preise aus dem Geschäft gedrängt wurde, änderte Tramiel die Produktion der Firma hin zu elektronischen Taschenrechnern. Dort wurde Commodore allerdings mittelfristig erneut ausgebootet, als Texas Instruments, die für Commodore Chips für die Taschenrechner herstellten, eigene Geräte zu wesentlich niedrigeren Preisen auf den Markt brachten.

Auf Anregung von Chuck Peddle (und nachdem dieser den Commodore PET entwickelte) stieg Tramiel mit Commodore ins Computergeschäft ein. Der PET war auch gleich ein erster Erfolg, dieser wurde einige Jahre später jedoch vom 1982 erschienenen Commodore 64, dem bis heute meistverkauften Heimcomputer, noch weit in den Schatten gestellt.

Trotz des großen Erfolgs von Commodore in frühen 80ern gab es auf Grund seines Führungsstils zunehmend Spannungen zwischen Tramiel und dem Vorstand von Commodore, was am Ende dazu führte, daß Tramiel die Firma 1984 verlassen mußte.

Mit seiner neu gegründeten Firma Tramel Technology kaufte Tramiel dann noch im gleichen Jahr einen Teil der in Not geratenen Firma Atari Inc. ein, und zwar deren Heimcomputer- und Konsolensparte, und nannte das Unternehmen insgesamt in Atari Corporation um. Unter seiner Leitung entwickelte Atari u.a. den Atari ST und später die Konsolen Lynx und Jaguar.

Nach zwölf Jahren an der Spitze von Atari verkaufte Tramiel die Firma 1996 an den Festplattenhersteller JTS Corp. und zog sich in den Ruhestand zurück.

Von Dennis Grob

Beschäftigt sich hauptberuflich mit dem Schrecklichen Fach. Beschäftigt sich viel und gerne mit alten und neuen Spielen für Konsolen und Computersysteme der 80er und 90er Jahre, vor allem von Sega, und schreibt darüber.

2 Gedanken zu „Commodore-Gründer Jack Tramiel ist tot“
  1. Ich wünschte, ich könnte nun in allgemeine Lobhudelei ausbrechen, aber etwas in mir weigert sich standhaft. Als Jugendlicher waren mir die Umstände unter denen Commodore gegründet und gewachsen sind egal.

    Heute, mit gebührendem Abstand und viel Information, hat sich eine eher ablehnende Haltung entwickelt. Tramiel war in meinen Augen letzlich ein wilder, leidenschaftlicher, aber auch rücksichtloser Unternehmer, der mit seiner Art mehr zerstört hat, als er aufgebaut hat.

    Er hat vieles getan, das die Geschäftswelt damals in Angst und Schrecken versetzte und das ist durchaus auch positiv zu bewerten, da Veränderungen gut für die Firmenlandschaft sind. Preisbrecher war Commodore und genau das war die Masche Tramiels. So billig wie Commodore konnte und wollte damals längere Zeit niemand sonst Heimcomputer anbieten. Die firmeneigene Chipherstellung machte das möglich.

    Nach meiner Meinung war das der einzige große Verdienst Tramiels: Er sorgte für eine hervorragende Basis für Erfolge. Nur nutzte er vieles davon nicht, zu wenig oder gar falsch.

    Ich will an dieser Stelle nicht weiter ausholen, daher nur noch soviel: Commodore hätte gewaltige Einschnitte auf dem Computermarkt hinterlassen können, wenn Tramiel weitsichtig und langfristig gedacht und gehandelt hätte. Letzlich war er ein großes Kind, das diebische Freude daran hatte, den Markt durcheinander zu wirbeln. So verpuffte all die grandiose Technik und so wurde eben der VC-20 und der C64 ein großer Erfolg und der Amiga ein beachtlicher. Doch wäre nach meiner Auffassung außerordentlich mehr möglich gewesen.

  2. Ich sehe das auch so: Tramiel war ein exzellenter Geschäftsmann, der C64 sein Business Case und weniger sein Baby im Sinne einer bedingungslos liebenden Elternschaft.

    Ob er zerstörerisch, manisch, aggressiv war? Mag ich nicht beurteilen. Die Amiga-Fehler hat Commodore meiner Erinnerung nach auch ohne ihn hinbekommen.

    Ich denke: hätte man sich auf Amiga und Co. konzentriert und nicht auf die (zu) teuren „PC-Kompatiblen“, hätte Commodore so bedeutend werden können wie bspw. Apple. Konjunktivitis, klar. Aber das Potential – gerade das der Fangemeinde – war damals enorm und kann mindestens mit dem Apple-Hype der Gegenwart verglichen werden. Wie blutleer erschien dagegen bspw. Windows.

    Wie auch immer: Tramiel sei gedankt für diesen genialen Schachzug, der ihn und die digitale Welt reicht gemacht hat. Ob letzteres dabei genauso intendiert war wie ersteres – who cares? Passiert ist es und das ist auch gut so – sonst wären viele von uns heute nicht hier auf dieser Website ;-)

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