Dieser Tage habe ich mal wieder eine Bestandsaufnahme meiner technischen Geräte gemacht. Im Zuge einer weiteren medialen Entdigitalisierung haben sich ja gewisse Änderungen ergeben. Mein ältestes technisches bzw. mediales Gerät ist das Röhrenradio von 1954, mein topaktuellstes technisches Gerät ist der Pentium 166 von 1997. Das ist auch eine passende Trennlinie, denn spätestens um 1997 herum hatte ich ja gesagt, daß ich das Aufrüst- und Anpassungsspiel nicht mehr weiter mitspielen werde.

Die meisten meiner anderen Geräte und Medien liegen von den Baujahren her im Bereich von 1981 bis 1991. Damit gehören sie zwar nicht in mein Lieblingsjahrzehnt (die 70er), vertreten aber doch eine Philosophie, mit der ich mich persönlich wohl fühle, und mit der ich gut leben kann. Die noch vorhandenen Homecomputer und DOS-Rechner werde ich trotz ihrer digitalen Natur behalten. Das stellt zwar zugegeben eine gewisse Inkonsequenz dar, aber die Rechner bleiben durch ihre Art für mich etwas Besonderes und laufen nicht Gefahr, zur digitalen Banalität oder zeitgeisttypisch zu gleichgültig behandelten „Werkzeugen“ zu werden.

Eine interessante Tatsache, die mir auch wieder auffiel: wenn es nach all den Klischees und Behauptungen aus der sogenannten „Moderne“ geht, müssten diese Geräte schon längst alle defekt sein. Es gilt ja z.B. als etabliert, daß eine PC-Festplatte nur wenige Jahre funktioniert. Seltsam, ich habe privat noch nie eine defekte Festplatte gesehen – auch nicht im 386er. Auch die „neue“, 15 Jahre alte Platte im Pentium hat noch nie Probleme gemacht. Gut, von ihren 2 Gigabyte sind auch meist nur etwa maximal 8% belegt. Warum leben wir in Zeiten, wo Platten scheinbar nach knapp 3 Jahren defekt sind, oder in denen sich Leute schon von irgendwelchen Programmen vorschreiben lassen, daß ihre Platte „demnächst“ kaputt geht und sie gleich vorab neu zu kaufen haben? Verstehe ich nicht.

Selbiges als Beispiel zum Thema Akku im Notebook. Gilt es nicht als etabliert, daß man die Akkus nach nur wenigen Jahren in die Tonne treten muß? Warum hält der Akku in meinem P120-Notebook noch immer für 70 – 80 Minuten Laufzeit? Man könnte die Sache fortsetzen, auf all die Klischees über VHS und analoge Medien mag ich aber gar nicht mehr eingehen.

Wenn man sich ansieht, wie weit die negativen Meinungen verbreitet sind, habe ich manchmal den Eindruck, daß diese Geräte und Medien nur bei mir so lange und treu funktionieren. Kann ja wohl nicht sein. Oder aber eine emotionale Zuwendung zur Technologie wirkt sich doch positiv auf deren „Treue“ aus? Irgendwer hatte mal als Kommentar geschrieben, daß eine Anhänglichkeit an technische Geräte nichts bringt, da sie es einem sowieso nicht danken können. Aber wer weiß das schon.

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Von Chris Pfeiler

on allen Retro-Schreibern bin ich wohl derjenige, der das Thema am Persönlichsten vertritt. Ich habe privat keinen digitalen Lifestyle im modernen Stil, also kein Handy, iKram oder aktuelle Rechner. Viele Leute finden das zum Haareraufen und würden mich gerne „missionieren“, ich finde aber, daß einem ein sog. veraltet-analoger Lebensstil viele Ideen und Perspektiven vermitteln kann.

3 Gedanken zu „Ein paar Gedanken zur Haltbarkeit“
  1. Zur Lebensdauer von Festplatten kann ich nur sagen: ich hatte vor ca 8 Jahren eine gekauft, die war nach einem halben Jahr von einem Tag auf den anderen fast komplett kaputt. 95% Datenverlust. In Garantieleistung hab ich dann das gleiche Modell wieder bekommen, und die läuft nun bis heute. Macht bei mir eine durchschnittliche Lebensdauer von ca. 4,5 Jahren. Gut, der Platz wird nun langsam eng – Digitalfotos fordern doch ihren Tribut.
    Ansonsten hab ich eine kleine Sammlung defekter Festplatten bei mir – die stammen aber nicht nur von mir.

  2. Dein persönliche Austritt aus der Aufrüstungsmühle in Ehren, aber leider vergleichst Du massiv unterschiedliche Technologien und vergisst die damit verbundenen veränderten Anforderungen an diese. Ein Akku der damaligen Generation hatte bei weitem keine derartige Belastung zu ertragen, wie die in den multimedialen Rechenmonster der heutigen Zeit. Ein Akku neuester Bauart ist ein eigenständiger Rechner, der über eine Schnittstelle mit dem Hauptsystem kommuniziert. Energie wird je nach Systemanforderung abgesaugt, der Akku kann bei Höchstlast kurzzeitig enorme Mengen Energie abgeben. Der Alterungsprozeß würde noch viel schneller voranschreiten, wenn die Programmierung des Akkus nicht so „intelligent“ wäre, sich selber zu schützen und besonders stark beanspruchte Zellen dann wieder zu schonen. Ein Akku der frühen 90er würde nicht einmal genügen, um einen aktuellen Laptop zu starten.

    Ähnlich ist es bei Festplatten.Damals war eine fast schon lächerliche Speicherdichte auf den Datenscheiben vorhanden, die Festplatten fassten bei gleicher Gehäusegröße, weitaus weniger Datenmenge. Nun änderten sich die Zeiten und wir reden von Festplatten, die immer noch 3,5 oder gar 2,5 Zoll gross sind, aber ein Vielfaches an Daten speichern können. Die Speicherdichte ist enorm gestiegen, physikalische Barrieren sind erreicht, immer feiner arbeitende Datenköpfe schweben über den Speicherscheiben. All diese hochgradig genau ausgerichtete Technik wird anfälliger und kurzlebiger. Auch dafür kann der Industrie kein Vorwurf gemacht werden, da auch sie, wie wir alle, an die Physik gebunden ist und gleichzeitig auf breitenwirksame Bezahlbarkeit geachtet werden muss.

    Alles in allem warne ich vor dem all zu simplen Vergleich von Technik, die zwar nostalgisch angenehm aber faktisch nicht selten unhaltbar ist.

  3. Da hast du sicherlich recht. Ich kann an das Thema natürlich nur mit einer gewissen Ignoranz herangehen, weil mir die genauere Kenntnis aktueller Technik fehlt. Allerdings erscheint es mir persönlich als nicht sehr erstrebenswert, nun eine kurze Lebensdauer von Technik als normal bzw. als physikalisch unvermeidbar hinzunehmen, nur weil es im Gegenzug dafür Gigabyte und Gigahertz etc. gibt. Dann lieber ruhig und gemütlich (und gerne auch mal analog) und dafür über viele Jahre verlässlich. Aber das mag an mir liegen ;-).

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