15 Jahre sind ein langer Zeitraum in der Computergeschichte, da gibt es gar keinen Zweifel. Bei manchen Hard- und Softwareprojekten erscheint ein solcher Zeitraum noch etwas gewichtiger, so wie bei Winamp:

Wer einen Windows-Rechner hatte und sich auch nur ein wenig mit der Materie auskannte, hatte meist Nullsofts Winamp installiert und kam damit gleichzeitig mit dem beliebten Nullsoft-Installer in Berührung.

(Quelle: sueddeutsche.de)

Da ist viel Wahres dran. Ich kann mich gut an zahlreiche Partys erinnern, auf denen mit Laptop, Verstärker und Winamp ausgiebig Musik ins Wohnzimmer gebracht worden ist. Winamp war einfach ein wirklich guter Player, der in die Zeit passte und dank der oftmals miserablen Alternativen auch wirklich leichtes Spiel hatte. Von iTunes war damals noch nicht die Rede (Stichwort: Napster) und ganz generell spielte vor zehn Jahren das Einkaufen von Songs im Netz eine deutlich geringere Rolle als heute, so daß es auf den besagten Partys immer wieder zu folgenden MP3-CD-Erlebnissen kam: ein Gast kam an, begrüßte den oder die Einladende(n), überreichte ggf. ein Gast- bzw. Geburtstagsgeschenk und packte anschließend seine Musik via CD-Laufwerk in den Song-Pool des Partymusik-PCs. So gab es freilich sehr schnell sehr viel mehr Musikminuten auf dem Rechner als die Party jemals hätte dauern können, doch die Technik gab es eben her und den Menschen hat es Spaß gemacht. So einfach ist es nun mal auf einer guten Party. Und wer hat(te) schon etwas gegen eine Musikauswahl von, sagen wir: 20.000 Songs? Die Zeiten hatten sich halt geändert, CDs waren out und Rechner schon deutlich mehr als nur reine Office- oder Zocker-Maschinen.

Und jetzt ändern sich die Zeiten erneut: Winamp verschwindet.

Längst sind andere Player dominant, die nicht einmal annähernd die Funktionsvielfalt des Winamp-Clients erreichen. Weit verbreitete Abspielsoftware wie iTunes ist vor allem einfach zu bedienen. Ein Nerdplayer ist diese Art von Software aber nicht und, so mancher Winamp-Nutzer hat in der Vergangenheit zu anderen Playern gewechselt.

(a.a.O.)

Niemand bringt mehr MP3-CDs mit auf Partys, da ohnehin alles immer verfügbar zu sein scheint – die Cloud machts möglich. Das Winamp-Prinzip ist damit am Ende angekommen, so AOL. Doch Winamp war und ist trotz allem nicht irgendeine Software, wie auch Kommentator „DocNo“ im Kommentarbereich des Süddeutsche-Artikels feststellt:

Winamp hat mich durch meine Jugendzeit bis heute begleitet.

Da kann glatt ein wenig C64-Wehmut aufkommen. Zumindest ein bißchen.

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Von Stephan Humer

Mitbegründer und -herausgeber von Magazin und Website. Und das, ohne das Label „Generation C64″ wie eine Monstranz vor sich her zu tragen. Mag es, über die Grenzen der Chips hinauszuschauen.

Ein Gedanke zu „Nach 15 Jahren: Musik-Player Winamp verschwindet vom Bildschirm“
  1. Ich mag den Player, verwende ich sogar immernoch, da mit einer kleinen Software meine Music via Internet in ein Profil geladen wird (nur der Name und die Gesamte Abspieldauer). ausserdem lädt Winamp meiner Meinung nach die Lieder am schnellsten. Eine Zeitlang bin ich mal zu JetAudio umgestiegen, weil der Konverter echt cool war/ist. Aber Winamp ist halt das Beste. Ich Sage nur mal eben Chipamp ;)

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