Das, was heute unter Retrocomputing läuft, kennt Hans-Jürgen Rehm (Jahrgang 1967) noch aus dem Büroalltag – die ersten PCs, die ersten Laptops. Seit 1989 arbeitet der IT-Experte bei IBM, steht der Presse Rede und Antwort, wenn es um die neuesten Technologien von „Big Blue“ geht. Doch hin und wieder melden sich bei IBM auch Kunden, die eher Sorgen mit dem ganz Alten haben. Mehr über diese Fälle verriet Rehm im Kurzinterview mit Constantin Gillies.
CG: Die fiktive Firma Datacorp aus „Extraleben“ ist darauf spezialisiert, Daten aus alten Computersystemen zu retten. Kommen solche Fälle auch in der Realität vor?
HJR: Ab und zu schon. Meist geht es um die Datenmigration von Altsystemen auf moderne Rechner.
CG: Auf welchen Medien liegen diese Daten vor?
HJR: Das kann alles sein – von der Magnetplatte aus den 1960er Jahren bis zum unsortierten Stapel Lochkarten. Bei diesen Medien ist es natürlich schwieriger, eine Brücke in die Gegenwart zu bauen. Es gab Fälle, in denen wir die passenden Lesegeräte im eigenen Haus zur Geschichte der Datenverarbeitung ausleihen mussten (http://www-05.ibm.com/de/ibm/unternehmen/geschichte/museum.html).
CG: Wer sind die Auftraggeber?
HJR: So genannte Legacy Systeme findet man häufig im universitären Umfeld. Da liegt dann zum Beispiel im Keller ein Band, auf dem nur „Untersuchungsergebnisse“ steht. Häufig ist es aber zu teuer oder unmöglich, die jeweilige Messung oder das Experiment zu wiederholen. Dann helfen wir bei der Datenmigration.
Nach der Wiedervereinigung wendeten sich außerdem viele ostdeutsche Behörden an uns, die ihre Datensätze auf moderne Systeme überspielen wollten. Auch in diesen Fällen konnten wir oft helfen, da in der DDR überwiegend Nachbauten von IBM-Rechnern im Einsatz waren.
CG: Interessieren Sie sich privat auch für Retrocomputing?
HJR (lacht): Ein bisschen. Ich habe zuhause noch einen IBM PC der ersten Generation, einen PC Portable, einen 9-Kopf-Nadeldrucker und so weiter …