Survival-Horrorspiele sind heutzutage in aller Munde. Ende letzten Jahres veröffentlichte EA mit Dead Space einen absoluten Überraschungshit, während die Resident-Evil- und Silent-Hill-Serien weiter fleißig neue Teile und Ableger hervorbringen. Doch schon in grauer Vorzeit versuchten Videospiele den Spieler mit einem gruseligen Ambiente in ihren Bann zu ziehen.

Resident Evil„Resident Evil“ (Windows)

In den frühen Achtzigern ist der VCS-Klassiker Haunted House eines der ersten Spiele mit Gruselthematik. In dem heute eher knuffigen Spiel steuert der Spieler ein Augäpfelpaar durch eine dunkle und von unliebsamen Gestalten bewohnte Villa. Texas Chainsaw Massacre ist die „Versoftung“ des gleichnamigen Horrorfilmklassikers von 1974. Dem Entwickler Wizzard Video Games gelang mit dieser Filmumsetzung eines der absurdesten Spiele der VCS-Ära. Hier schlüpft der Spieler in die Haut (!) des Kettensägen schwingenden Leatherface. Das Ziel ist es, so viele Teenager wie nur möglich niederzumetzeln. Dabei ist der größte Feind des Psychopathen das ständig knapper werdende Öl des Mordwerkzeuges. Auch seltsam in die Gegend platzierte Rollstühle sind ein ernsthaftes Problem für den degenerierten Killer. Auch John Carpenters Klassiker Halloween wurde im Übrigen das Opfer einer grottigen VCS-Umsetzung. Seit dem Jahr 1987 beglückt Konami die Spielergemeinde mit der Castlevania-Serie. In der Rolle des Vampirjägers Simon Belmont kämpft man sich, mit einer Peitsche bewaffnet, durch das teuflische Anwesen von Graf Dracula. Castlevania hat viele Fortsetzungen auf allen möglichen Systemen erfahren. Bis heute wird die Serie (bevorzugt auf dem DS) fortgeführt.

Haunted House„Haunted House“ (Atari 2600)

Spieleriese Capcom hat bereits zehn Jahre vor Resident Evil mit Ghosts ’n Goblins den Spieler mit Zombies und anderen Schreckensgestalten konfrontiert. In der Ghosts-’n-Goblins-Serie durchquert der Spieler in Person von Held Arthur Friedhöfe, düstere Höhlen und von Dämonen verseuchte Burgen. Natürlich ist eine holde Maid der Grund dafür, dass sich Arthur all den Unannehmlichkeiten aussetzt. Was mich als weibliches Wesen natürlich besonders erfreut, ist, daß der liebe Arthur bei einem Treffer seine Rüstung verliert und fortan nur mit Boxershorts bekleidet weiterkämpfen muss. Da der Schwierigkeitsgrad in jedem Teil extrem hoch angesetzt ist, kann man sich von Arthurs Qualitäten als Unterwäschemodel desöfteren überzeugen.

Ghosts ’n Goblins„Ghosts ’n Goblins“ (C64)

Natürlich waren die Konsolen und Homecomputer der Achtziger technisch zu limitiert, als dass sie mit Schockeffekten hätten aufwarten können. Das Genre des Survival-Horrors gab es zu diesen Zeitpunkt noch nicht. Titel wie Splatterhouse, welches Bezug auf Freitag der 13. nimmt, sind spielerisch Actiontitel. Die Geschichte des Survival-Horror-Genres nimmt seinen Anfang im Jahr 1992. In jenem Jahr veröffentlichte Infogrames Alone in the Dark für den PC. Umsetzungen auf andere Plattformen sollten später folgen. In Alone in the Dark spielt man den Privatdetektiv Edward Carnby, der in einem unheimlichen Anwesen Rätsel löst und gegen Zombies und Riesenratten kämpft. Alone in the Dark war seinerzeit revolutionär und gilt zu Recht als Klassiker. Dennoch sollte es ein Spiel aus dem fernen Japan sein, das den spielbaren Horror populär machen sollte.

Splatterhouse„Splatterhouse“ (PC Engine)

Im Jahr 1996 erscheint von Capcom für die Sony Playstation (später auch für Saturn und PC) Resident Evil. In diesem Meilenstein der Spielegeschichte steuert man wahlweise den S.T.A.R.S-Polizisten Chris Redfield oder seine Kollegin Jill Valentine durch ein von Zombies und anderen gefährlichen Wesen bevölkertes Herrenhaus. Wie sich im späteren Verlauf der Story herrausstellt, sind Virenexperimente des teuflischen Biowaffenkonzerns Umbrella schuld an der Zombieplage. Wie auch schon in Alone in the Dark gilt es auch in Resident Evil nicht nur gegen die Feinde zu kämpfen, sondern auch mehr oder weniger knifflige Rätsel zu lösen. Was Resident Evil so einzigartig machte, war seine Atmosphäre, die beim Spieler für ein ständiges Gefühl des Unbehagens sorgt. Diverse Schockeffekte wie durch Fenster springende Hunde oder Zombies, die unerwartet aus Kleiderschränken stürmen haben sich tief ins Gedächtnis der Spieler eingebrannt. Auch die gruselige Musik und die sich langsam erschließende Story waren einmalig. Der Schöpfer dieses Meisterwerks ist der Japaner Shinji Mikami, der vor diesem Horrorschocker vor allem Spiele mit Disney-Lizenz entwickelte. So gingen unter anderem die SNES-Versionen von Aladdin und Goof Troop auf sein Konto. Nach eigenen Angaben war er froh, sich nach den kunterbunten Disney-Spielen mal einem erwachsenen Projekt zuwenden zu können. Ursprünglich sollte man sich in Resident Evil mit Geistern herumschlagen, was Mikami jedoch schnell wieder verworfen hat. Da er seit seiner Jugend ein Fan von Filmen wie George Romeros Dawn of the Dead ist, hat er sich für das Zombie-Szenario entschieden. Natürlich zog die Resident-Evil-Serie etliche Nachfolger und Ableger nach sich. Besonders erwähnenswert sind wohl der indizierte zweite Teil und der sich deutlich von seinen Vorgängern unterscheidende vierte Teil.

Alone In The Dark

„Alone In The Dark“ (MS-DOS)

Natürlich wurde der Markt nach dem überraschenden Erfolg von Resident Evil geradezu von Nachahmern überschwemmt. Erwähnenswert sind z. B. Deep Fear (das letzte PAL-Spiel für den Saturn) und Nightmare Creatures. Doch erst 1999 schaffte es Konami mit Silent Hill einen ernsthaften Konkurrenten zu etablieren. In der Silent-Hill-Serie verschlägt es die Protagonisten in die amerikanische Kleinstadt Silent Hill. Doch wider Erwarten genießt man nicht die Provinzidylle, sondern wird mit dem blanken Grauen konfrontiert. Die Stadt wird von einem gespenstischen Nebel umhüllt (The Fog lässt grüßen) und von seltsamen und ganz und gar unfreundlichen Kreaturen besiedelt. Das Besondere an Silent Hill ist, dass hier der Horror wesentlich subtiler rübergebracht wird als in der Resident-Evil-Serie. Konamis Horrorschocker spielt wesentlich mehr mit der Psyche des Spielers als die meisten anderen Horror-Adventures. So werden ganz gezielt unheimliche Geräusche eingestreut, die einen, wenn man durch die dunklen Korridore eines verfallenen Gebäudes schleicht, dem Herzstillstand nahe bringen.

Silent Hill„Silent Hill“ (PlayStation)

Seit dem Erscheinen von Resident Evil sind inzwischen 13 Jahre vergangen. Unzählige Hersteller haben sich seitdem – mehr oder weniger erfolgreich – an Horrorspielen versucht. Inzwischen setzen auch Spiele aus anderen Genres auf Horrorelemente. Bekannte Beispiele dafür sind die Ego-Shooter Doom 3 und Fear. Doch solche Spiele kann man trotz Gruselsetting nicht als Survival-Horrorspiele bezeichnen. Denn ein ganz wichtiger Faktor ist die Verletzlichkeit der Spielfigur. In Horroradventures sind Munition und Heilmittel arg begrenzt. Die Gegner stellen grundsätzlich eine Gefahr dar und sind kein Kanonenfutter. Das ist auch der Grund weshalb Condemned ein Horrorspiel ist und viele andere Spiele aus der Egoperspektive eher nicht. Schusswaffen sind in Condemned selten. Stattdessen greift die Spielfigur auf alle möglichen Alltagsgegenstände zurück (wie z. B. Rohre oder Klobrillen), um sich seiner Haut zu erwehren. Da die Liste an empfehlenswerten Horrorspielen lang ist und so hier unmöglich alle ausführlich behandelt werden können, liste ich hier im Anschluss einige besonders empfehlenswerte Titel auf. (Dabei wird selbstverständlich kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben.)

Resident-Evil-Serie (PS1, PS2, PS3, N64, DS, Cube, Dreamcast, XBox 360)
Silent-Hill-Serie (PS1, PS2, PS3, PSP, XBox)
Projekt-Zero-Serie (PS2, XBox)
Deep Fear (Saturn)
Dead Space (XBox 360, PS3)
Clock-Tower-Serie (SNES, PS1, PS2)
Dino-Crisis-Serie (PS1, XBox)
Obscure-Serie (PS2, XBox, Wii)
Parasite-Eve-Serie (PS1)

(Gastautorin: Melanie Dirmeier)

Von RETRO

2 Gedanken zu „Spielend das Fürchten lernen – Die Geschichte des Videospielhorrors“
  1. Auf dem C64 war auch Forbidden Forest noch sehr empfehlenswert. Heutzutage zwar eher für LAcher gut, aber damals war es ein richtig schönes Gruselspiel :D

  2. Das mit den Lachern trifft sicherlich auf viele alte Spiele zu. FÜr Veteranen haben solche Games freilich einen echten emotionalen (Erinnerungs-)Wert ;-)

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