Mein Notebook ist zur Zeit ohne WfW und „nur“ mit DOS 6.20 und PC-GEOS bestückt, weswegen ich es in den vergangenen Wochen auch eher zum Daddeln verwendet habe. Und bei dieser Gelegenheit habe ich nun endlich ein Adventure durchgespielt, daß ich schon seit Jahren nur angespielt herumliegen hatte: das sehr schöne „Toonstruck“ von 1996 mit einem digitalisierten Christopher Lloyd (der ja bereits filmische Erfahrung im Zusammenspiel mit Toons gesammelt hatte) in einer schrägen SVGA-Welt voller Cartoonfiguren. Leider „nur“ in der deutschen Fassung und somit ohne Originalsprecher Dan „Homer Simpson“ Castellaneta als Flux W. Wildly, aber ansonsten in einer durchaus bemühten Lokalisierung.

Was einem beim Durchspielen dieses sonst sehr gelungenen Spieles aber auffällt, ist, daß viele Plotfäden am Ende unerforscht oder ungelöst bleiben und der Schluß dann relativ hastig (und filmisch merklich zusammengestückelt wirkend) daherkommt. Ursprünglich sollte das Spiel daher auch weitaus umfangreicher und komplexer werden, aber als das Budget knapp wurde, wurden etliche Ideen, Welten und Charaktere auf den zweiten Teil ausgelagert. Und da Teil 1 kommerziell ein Flop wurde, hat es nie eine Fortsetzung gegeben. So bleiben denn viele Fragen offen: Was ist z.B. mit dem echten König Nick geschehen? Welche Bedeutung hat das ursprünglich story-relevante Van-Gogh-Bild im Zeichenraum von Mal? Wie passt das Zahnarzthema aus dem Intro in die Story? All das und noch vieles mehr hätte Teil 2 verraten, wie man auch hier nachlesen kann.

Leider war die zweite Hälfte der 90er eine Zeit, die den Niedergang des Adventure-Genres erlebt hat, so daß auch einfallsreiche und surreal-innovative Perlen wie „Toonstruck“ keine Chance mehr hatten. Mit 2D-Adventures ließ sich eben keine neue Hardware verkaufen, denn selbst die späteren SVGA-Adventures unter DOS verlangten nie mehr als einen 486DX2/66. Da setzten Industrie und Marketing doch lieber auf die fantasielosen 3D-Shooter, die für echtes „Heldentum“ nach stetiger Aufrüstung verlangten.

Nun, ich habe das Spiel zumindest erfolgreich und gut unterhalten abgeschlossen. Dennoch kann ich mich des dezenten Eindrucks nicht erwehren, am Ende doch nur die Hälfte der Geschichte gesehen zu haben, weil Kommerz und „Fortschritt“ einer Fortsetzung im Wege standen. Das Einzige, was einem als Möglichkeit bleibt, ist also, sich den Rest der Story und die Auflösung einfach selbst auszudenken.

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Von Chris Pfeiler

on allen Retro-Schreibern bin ich wohl derjenige, der das Thema am Persönlichsten vertritt. Ich habe privat keinen digitalen Lifestyle im modernen Stil, also kein Handy, iKram oder aktuelle Rechner. Viele Leute finden das zum Haareraufen und würden mich gerne „missionieren“, ich finde aber, daß einem ein sog. veraltet-analoger Lebensstil viele Ideen und Perspektiven vermitteln kann.

2 Gedanken zu „Gedanken zu Toonstruck“
  1. ohh ja das war ein schönes spiel
    mit baphomets fluch und diskworld sogar mein lieblings game
    das waren aber auch die letzten spiele in diesem genre
    weil adventure in 3d einfach nix mehr druf haben -.-“
    und mehr wert auf die grafik legen als auf story, spielspaß und die liebe zum detail !

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