In Bezug auf Videospiele gab es 2011 ja einige Geburtstage zu feiern. So wurde Sonic the Hedgehog 20 und The Legend of Zelda schon 25 Jahre alt. Bevor das Jahr zu Ende ist, möchte ich noch an einen weiteren Videospielhelden erinnern, der dieses Jahr Jubiläum feiert: Alex Kidd.
Alex Kidd gab sein Konsolen-Debüt im 1986 erschienenen Master-System-Spiel „Alex Kidd in Miracle World„, einem Jump’n’Run, das u.a. als Antwort auf Nintendos „Super Mario Bros.“ gedacht war. Alex ist ein kleiner Junge mit riesigen Ohren, der jedoch hunderte von Jahren alt ist und eine Kampftechnik beherrscht, dank der er sogar Steine mit bloßer Faust zertrümmern kann. In „Miracle World“ muß er das Königreich „Radaxian“ vor dem bösen „Janken The Great“ retten.
Spielerisch bot Sega allerdings keine schnöde Mario-Kopie, sondern entwickelte einen eigenständigen Plattformer mit bemerkenswerten Innovationen. So gab es bereits Adventure-Elemente, als daß man Geld in den Levels sammeln konnte, um anschließend in einem Laden hilfreiche Items zu kaufen, die man nach eigenem Gutdünken einsetzen konnte. Darüber hinaus bot das Spiel verschiedene Arten von Fahrzeugen wie ein Boot oder einen pedalbetriebenen Helikopter, verschiedene kleine Rätsel und komplexe, sich z.T. auch vertikal erstreckende Level. Wenn man sich vorhält, daß das Spiel gerade mal wenig mehr als ein Jahr nach Super Mario Bros. und etwa vier Jahre nach Pitfall! erschien, war dies schon ein gewaltiger Schritt nach vorne.
Ein kurioses Merkmal des Spiels ist zudem, daß man gegen alle Endgegner zunächst Schere-Stein-Papier spielen muß und sie erst später im Spiel „regulär“ bekämpft. Normale Gegner und Blöcke beseitigt Alex dagegen mit oben angesprochener Schlagtechnik.
Das Spiel war ein großer Erfolg und wurde von Sega sogar in der Version 2 des Master Systems fest verbaut (wenn man die Konsole ohne Spielmodul einschaltete, wurde „Alex Kidd in Miracle World“ gestartet). Im Zuge des Beliebtheit des Spiels wurde Alex sogar als inoffizielles Maskottchen (das Eigentliche war Opa-Opa aus der Fantasy-Zone-Reihe) von Sega gehandelt und damit Gegenstück zu Nintendos Mario angesehen. Dies änderte sich dann aber 1991 mit dem Erscheinen von Sonic the Hedgehog. Sonic wurde nicht nur Segas neues Aushängeschild, sondern löste Alex Kidd vollständig ab, als daß nicht einmal neue Spiele mit ihm erschienen. Das 1990 veröffentlichte „Alex Kidd in Shinobi World“ ist bis heute der letzte Titel mit Alex Kidd, danach taucht die Figur nur als manchmal als Cameo auf, z.B. in 2001 in Segagaga (Dreamcast) oder 2008 in Sega Superstars Tennis (diverse Systeme).
Neben „…in Miracle World“ erschienen noch fünf weitere Spiele mit Alex Kidd, aber abgesehen vom 1989 für Mega Drive veröffentlichten „Alex Kidd in the Enchanted Castle“ hatten alle über den Hauptcharakter hinaus nicht viel miteinander zu tun. Das ebenfalls 1986 – jedoch nur als Arcadeautomat – erschienene und 1988 auf das Master System portierte „Alex Kidd: The Lost Stars“ war ein wesentlich simpleres Jum’n’Run ohne inhaltliche Bezüge zu „Miracle World“. „Alex Kidd BMX Trial“ (1987) für das Master System war ein reines Sportspiel (in diesem Sinne also nur ein Ableger) und erschien ausschließlich in Japan. „Alex Kidd in High Tech World“ (1989) war sogar nicht einmal ein „richtiges“ Alex-Kidd-Spiel, denn es war eigentlich als Spiel zur Anime-Serie „Anmitsu Hime“ 1987 in Japan erschienen, und nur für die internationale Version wurde es zu einer Alex-Kidd-Episode „umdekoriert“. Das Gameplay selber hatte mit seiner Zusammenstellung aus reinen Adventurepassagen mit Jump’n’Run-Abschnitten auch keine großartige Schnittmenge zu den anderen Teilen. Als letztes kam wie angesprochen „…in Shinobi World“ für das Master System. Wie der Name des Spiels schon anklingen läßt, lehnt sich das Programm stark an das ebenfalls von Sega stammende Spiel Shinobi an bzw. ist als Parodie von diesem gedacht.
Leider kamen alle diese Spiele qualitativ nicht wirklich an Miracle World heran. Neben der Problematik, daß sich das Master System in Nordamerika und Japan kaum etablieren konnte und die Spiele somit nur einer relativ kleinen Gruppe zur Verfügung standen, dürfte dies einer der Hauptgründe sein, warum der Charakter in der Versenkung verschwand und bis heute auf ein größeres Comeback wartet.