Es muss so gegen Ende der 80er Jahre gewesen sein, als ich meinen ersten Arcadeautomaten „durchgespielt“ habe. Und wie das so ist mit solchen Erinnerungen: auch wenn sie noch so schön sind, sie verblassen meist und man erinnert sich dann nur noch an Fragmente. Irgendwas mit einem Helikopter (waren damals schwer angesagt, siehe Airwolf und Das fliegende Auge), irgendwas mit viel Geballer (ebenso wenig überraschend, wenn es um Helikopter ging), irgendwas mit Augen zu und durch und das Ganze dann vollzogen in einem Pilotensitz, also nicht vor dem Automaten stehend wie sonst üblich. Wenn einem das Erlebnis von damals mitsamt einiger Wissensfetzen aus welchem Grund auch immer spontan wieder einfällt, kann man ja dank allseits beliebter Suchmaschinen sehr schnell zu einem Ergebnis kommen – und siehe da: dieser Automat wars, wie ich heute mit nur wenigen Suchbegriffen und Klicks eruieren konnte …

Nun gibt es in der Welt der Computerspiele natürlich zahlreiche Diskussionen über die Aufbewahrung derselben. Die Hardware hält nicht ewig, aber so ein Wiedersehen mit einem schönen Erfolg aus der Kindheit (siehe oben) macht natürlich viel Freude. Und da ich ab und zu auch im Berliner Computerspielemuseum referiere, erlebe ich die in der Fachwelt engagiert geführten Diskussionen rund um Archivierung und Bewahrung hautnah mit. Die eine Fraktion sagt: Videos reichen. Siehe oben. Erinnerung visualisiert – fertig. Die andere Extremposition lautet: wenn schon, denn schon! Sprich: Originalgerät, Originalsoftware, Originalschreibtisch, Originalstuhl, -tapete, -teppich, -Kinderzimmer halt. Die goldene Mitte: der Emulator. Der wird immerhin auch noch in 30 Jahren ein Erlebnis bieten, wenn die Geräte aus den 80ern längst nicht mehr funktionieren. Nun, letztlich muß jede(r) hier eine individuelle Antwort finden, denn es wird beispielsweise in den Museen (wie auch in Berlin) immer eine gewisse Bandbreite geben, also Videos und Kinderzimmer, reine Berichterstattung und Original-Systeme. Nach fast 30 Jahren „Visualisierungspause“ war für mich das wiederentdeckte Spiel in Videoform schon mal eine nette Sache. Aber so ein eigenes Playthrough im Originalautomat, das wäre natürlich noch viel besser – wenn jemand weiß, wo ein spielbarer „Thunder Blade“-Automat rumsteht, dann bitte sofort in den Kommentaren mitteilen! ;-)

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Von Stephan Humer

Mitbegründer und -herausgeber von Magazin und Website. Und das, ohne das Label „Generation C64″ wie eine Monstranz vor sich her zu tragen. Mag es, über die Grenzen der Chips hinauszuschauen.