Der Commodore 128, oft als C128 bezeichnet, wurde 1985 als Nachfolger des äußerst erfolgreichen Commodore 64 eingeführt. Obwohl er technisch fortschrittlicher war, konnte er nicht ganz an den Erfolg seines Vorgängers anknüpfen. Dennoch spielte der C128 eine wichtige Rolle in der Geschichte der Heimcomputer, insbesondere in Deutschland.

Technische Innovationen und Ausstattung

Der C128 war mit einem dualen Prozessor-System ausgestattet: dem 8-Bit-MOS-8502-Prozessor, der mit 2 MHz getaktet werden konnte, und dem Zilog Z80-Prozessor, der für die Ausführung von CP/M-Software gedacht war. Mit 128 KB RAM verfügte er über doppelt so viel Speicher wie der C64, was für komplexere Anwendungen genutzt werden konnte.

Der Computer bot drei Betriebsmodi:

1. **C128-Modus**: Nutzt die erweiterten Fähigkeiten des C128.
2. **C64-Modus**: Vollständig kompatibel mit dem Commodore 64.
3. **CP/M-Modus**: Ermöglicht die Ausführung von CP/M-Software über den Z80-Prozessor.

Der VDC-Grafikchip ermöglichte höhere Auflösungen (bis zu 640×200 Pixel) und 80 Zeichen pro Zeile, was besonders für professionelle Anwendungen attraktiv war. Der SID-Chip für Sound blieb erhalten, was die Kompatibilität und Qualität im Audio-Bereich sicherstellte.

Markteinführung und strategische Positionierung in Deutschland

In Deutschland wurde der C128 ab 1985 vertrieben. Commodore positionierte ihn als logische Weiterentwicklung des C64, der sowohl für Privatanwender als auch für professionelle Nutzer geeignet sein sollte. Mit einem Einstiegspreis von etwa 1.500 DM war er jedoch teurer als der C64, der mittlerweile zu einem günstigeren Preis erhältlich war.

Die Marketingstrategie betonte die Vielseitigkeit und die erweiterten Funktionen des C128. Allerdings führte die Komplexität des Systems und die bereits bestehende breite Nutzerbasis des C64 dazu, dass viele Anwender beim C64 blieben oder direkt zu anderen Systemen wie dem Amiga wechselten.

Softwareangebot und Kompatibilität

Ein wesentlicher Vorteil des C128 war die nahezu vollständige Kompatibilität mit der umfangreichen Softwarebibliothek des C64. Im C64-Modus konnten die meisten Spiele und Anwendungen problemlos genutzt werden. Allerdings gab es nur begrenzte native Software, die die erweiterten Fähigkeiten des C128 vollständig ausnutzte.

Der CP/M-Modus eröffnete Zugang zu einer Vielzahl von Geschäfts- und Produktivitätsanwendungen, die unter dem CP/M-Betriebssystem liefen. Dennoch war CP/M zu dieser Zeit bereits auf dem absteigenden Ast, und die Softwarelandschaft bewegte sich zunehmend in Richtung MS-DOS.

Bildung und professionelle Nutzung

Der C128 fand in Deutschland insbesondere im Bildungsbereich und in kleinen Unternehmen Anwendung. Die Möglichkeit, 80 Zeichen pro Zeile darzustellen, machte ihn attraktiver für Textverarbeitung und Tabellenkalkulation. Schulen und Bildungseinrichtungen nutzten den C128, um Schülern fortgeschrittenere Computerkenntnisse zu vermitteln.

In Unternehmen wurde der C128 aufgrund seiner erweiterten Fähigkeiten für einfache Geschäftsaufgaben eingesetzt. Die Unterstützung von CP/M ermöglichte den Einsatz von Software wie WordStar und dBase II.

Technische Erweiterungen und Zubehör

Der C128 war kompatibel mit viel Zubehör des C64, was den Übergang für bestehende Nutzer erleichterte. Zusätzlich wurden spezifische Erweiterungen für den C128 angeboten, wie das Diskettenlaufwerk 1571, das Double-Density-Disketten unterstützte und eine schnellere Datenübertragung ermöglichte.

Das Commodore 128D, eine Variante mit eingebautem Diskettenlaufwerk und abgesetzter Tastatur, wurde ebenfalls eingeführt. Diese Version zielte stärker auf den professionellen Markt und bot ein kompakteres und eleganteres Design.

Konkurrenz und Marktanteil

Der C128 stand in direkter Konkurrenz zu anderen Heimcomputern und den aufkommenden IBM-kompatiblen PCs. Systeme wie der Atari ST und der Commodore Amiga boten 16-Bit-Technologie und leistungsfähigere Grafik- und Soundfähigkeiten. Zudem waren MS-DOS-basierte PCs im professionellen Bereich zunehmend dominant.

In Deutschland konnte der C128 nicht die Marktanteile erreichen, die der C64 innegehabt hatte. Schätzungen zufolge wurden weltweit etwa 4 bis 5 Millionen Einheiten des C128 verkauft, deutlich weniger als die Verkaufszahlen des C64.

Die Demoszene und kreative Ausdrucksformen

Im Gegensatz zum C64 hatte der C128 in der Demoszene eine weniger prominente Rolle. Die meisten Demos und kreativen Projekte konzentrierten sich weiterhin auf den C64, da dieser eine größere Nutzerbasis hatte und die Entwickler die Hardware besser kannten.

Dennoch gab es einige Projekte, die die erweiterten Fähigkeiten des C128 nutzten. Insbesondere die höhere Grafikauflösung und der erweiterte Speicher boten neue Möglichkeiten für ambitionierte Programmierer.

Unternehmensstrategie von Commodore

Commodore hoffte, mit dem C128 sowohl bestehende C64-Nutzer als auch neue Kunden anzusprechen. Die Marketingbemühungen in Deutschland waren jedoch weniger intensiv als beim C64. Zudem begann Commodore, den Fokus auf den Amiga zu verlagern, der als zukunftsträchtiger angesehen wurde.

Diese strategische Verschiebung führte dazu, dass der C128 weniger Unterstützung erhielt und letztlich im Schatten des C64 und des Amiga stand.

Übergang zu neuen Technologien und der Amiga

Mit der Einführung des Commodore Amiga im Jahr 1985 begann eine neue Ära. Der Amiga bot 16-Bit-Technologie, fortschrittliche Grafik- und Soundfähigkeiten und ein multitaskingfähiges Betriebssystem. Viele Nutzer übersprangen den C128 und wechselten direkt vom C64 zum Amiga.

Der Amiga etablierte sich insbesondere in Deutschland als leistungsfähige Plattform für Spiele, Grafik und Multimedia-Anwendungen, was den Absatz des C128 weiter bremste.

Der Niedergang des Commodore 128 und sein Erbe

Die Produktion des C128 wurde Ende der 1980er Jahre eingestellt. Obwohl er nicht den Erfolg des C64 erreichen konnte, bleibt der C128 ein interessantes Kapitel in der Geschichte der Heimcomputer. Seine Bemühungen, Kompatibilität und Erweiterungen zu bieten, spiegeln den Wunsch wider, den Übergang zwischen Generationen von Technologie zu erleichtern.

Der C128 zeigte die Herausforderungen auf, die mit der Einführung eines Nachfolgers für ein äußerst erfolgreiches Produkt verbunden sind. Er steht als Beispiel dafür, wie technische Verbesserungen allein nicht ausreichen, um den Markt zu dominieren, wenn sie nicht durch ein starkes Softwareangebot und eine klare Marktstrategie unterstützt werden.

Aktuelle Entwicklungen und Retro-Trend

In der Retrocomputing-Szene erhält der C128 zunehmend Aufmerksamkeit. Enthusiasten erforschen die erweiterten Fähigkeiten des Systems und entwickeln neue Software und Hardware-Erweiterungen. Projekte wie der Mega65, eine moderne Interpretation des Commodore 65 (eines nie veröffentlichten Nachfolgers des C128), wecken Interesse an der Weiterentwicklung der Commodore-Tradition.

Veranstaltungen und Communities in Deutschland widmen sich dem Erhalt und der Erforschung des C128. Sein Platz in der Geschichte wird neu bewertet, und seine technischen Besonderheiten werden als interessante Studienobjekte betrachtet.

Fazit

Der Commodore 128 repräsentiert einen wichtigen Schritt in der Evolution der Heimcomputer. In Deutschland konnte er zwar nicht den durchschlagenden Erfolg des C64 wiederholen, doch bot er Anwendern erweiterte Möglichkeiten und trug zur Vielfalt des Computermarktes bei.

Sein Versuch, Brücken zwischen verschiedenen Welten zu schlagen – vom C64 über CP/M bis hin zu neuen Technologien – macht ihn zu einem einzigartigen Gerät. Der C128 erinnert daran, dass Fortschritt oft in kleinen Schritten erfolgt und dass jedes Stück Technologie seinen eigenen Beitrag zur Gesamtentwicklung leistet.

Sein Erbe lebt in den Erinnerungen derjenigen weiter, die seine Fähigkeiten erkundet haben, und in der anhaltenden Faszination für die Anfänge des Personal Computing. Der Commodore 128 bleibt ein Zeugnis für die Herausforderungen und Möglichkeiten in einer Zeit rapiden technologischen Wandels.

Von RETRO

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