Website-Icon Retro

RETRO-Lounge [68]: Der Soldat in uns

In meiner wissenschaftlichen Arbeit geht es nicht selten um Imagination, Abstraktion und die Unterschiede zwischen digital und analog bzw. digitaler und analoger Welt. Konkret heißt das beispielsweise: ein C64 nötigte uns eine andere, durchaus intensivere Imaginationsleistung ab als ein zeitgenössischer Windows-Rechner mit fetter Grafikkarte und anderen üppigen Leistungsparametern dies heute tut. Denn um in einem 16farbigen 160×200-Pixel-Autorennspiel ein Auto, die Strecke und die Beifahrerin entdecken zu können, ist eine gehörige Portion Imaginationskraft notwendig. Die heutigen Games liefern hingegen meist mundgerecht zubereitete Datenhappen, die in weiten Teilen eher an einen Film erinnern und weniger an ein klassisches Computerspiel. Über diese Unterschiede, die Grenzen und deren Überschreitung kann man nun vortrefflich diskutieren, was gegenwärtig ja auch gemacht wird: der Trailer von „Call of Duty: Black Ops“ sorgt zurzeit für solche Diskussionen. Der genaue Grund: Hier wird ebenfalls die Grenze zwischen digitaler und analoger Weltdarstellung aufgehoben, und das in einem recht außergewöhnlichen Maße, denn die Spielzüge werden hier von Schauspielern mit echten (Film-)Waffen dargestellt. Und genau diese Idee wird beispielsweise bei der ZEIT kritisiert. Was haltet ihr davon? Taugt diese Grenzüberschreitung dazu, den „Killerspiel“-Kritikern neue Argumente gegen solche Games zu geben („Coolness-Inspiration für künftige Amokläufer“) oder ist das ein völlig unnötiger Streit, weil die Ironie des Trailers ausreichend deutlich wird und man die Kirche im Dorf lassen sollte?

Wer den Stein des Anstoßes noch nicht kennt – bitteschön:

Hier auch der ZEIT-Artikel über den Trailer: „Den Soldaten in uns im Zaum halten. Ein Video, in dem reale Menschen herumballern, bewirbt den Shooter „Call of Duty: Black Ops“. Lustig gemeint, aber eine gefährliche Grenzverletzung. Ein Kommentar“

Die mobile Version verlassen